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Wir über uns
Die GBO-Oldtimer Bigband aus Bad Hersfeld besteht aus ehemaligen Schülern der Modellschule Obersberg. Folgender Text ist aus dem Booklet unserer CD aus dem Jahre 1993 entnommen. Nähere Informationen zur CD sind unter Hörbeispiele zu finden.
Das GBO - einst und jetzt
Die Abkürzung "GBO" bedeutet "Gymnasiales Blas-Orchester", und dieses hat eine lange Tradition.
Der in der Stiftungsurkunde der Klosterschule (gegr. 1570 von Abt Michael) verlangte Musikunterricht
wurde unter maßgeblicher Beteiligung der Stadtmusiker, die zugleich Türmer waren, durchgeführt. Eine
der ältesten erhaltenen Schulrechnungen aus dem Jahr 1618 belegt eine Lohnzahlung an den städtischen
Türmer für die Hilfe bei der Schulmusik. Musizieren fand zweimal in der Woche für die Schüler statt, und
zwar in Abteilungen für Anfänger und Fortgeschrittene. Die wichtigsten Instrumente der Türmer waren
Trompete, Zink und Posaune. Der Sohn und Gehilfe des letzten Hersfelder Stadtmusikers Ferdinand
Rundnagel war bis zu seinem Tod 1858 offizieller Musiklehrer des Gymnasiums. Drei Jahre später ist zum
erstenmal eine Schülerkapelle nachgewiesen.
Turnlehrer Dr. Buderus führte 1861 drei- oder viertägige sogenannte "Turnfahrten" ein, Wanderungen,
um die nähere und fernere Umgebung der Heimat kennenzulernen. Sie wurden stets von der Pennälerkapelle
begleitet, die für eine zünftige Marschmusik und gute Stimmung zu sorgen hatte.
Am 7. Oktober 1876 begann die Ära von Dr. Konrad Duden als neuem Direktor des Hersfelder Gymnasiums,
und es gibt zahlreiche Berichte, in denen sich Duden schützend vor die trinkfreudigen und oftmals ausgelassen
feiernden Schüler der Kapelle stellte.
Die Pennälerkapelle war bis zum 2. Weltkrieg eng mit dem Gymnasial-Turnverein (GTV) der Schule verknüpft.
Die Leitung der Kapelle hatten meistens ältere Schüler, allerdings ist auch bekannt, daß der damalige Schulleiter
OStD. Köhler die Kapelle 1928 höchstpersönlich leitete. In der 1937 neu erbauten Kulturhalle (heute Stadthalle)
kamen die ersten Klänge vom GBO, um die Akustik der Halle zu prüfen.
1940/41 übernahm der Schüler Brencher als Schülerkapellmeister die Leitung. Wegen des Krieges mußten die
Instrumente abgegeben werden, und es dauerte bis zum Jahr 1955, bis Dr. Karl-Eckhardt Brencher, nun
Studienassessor, die Kapelle wiederaufbaute.
Anläßlich des Lullusfestes 1955 trat das GBO erstmals wieder öffentlich auf. Man hatte so wenig Geld, daß nur
gebrauchte Instrumente angekauft werden konnten, z.B. ein Helikon für 70 DM, welches bis zum Ende des Krieges
in der Haune gelegen hatte. Ein Tenorhorn und eine Lyra wurden aus dem zugeworfenen Feuerschutzteich auf dem
Schulhof ausgegraben und in langwieriger, mühsamer Arbeit wieder spielfähig gemacht.
Bereits 1956 existierte eine sogenannte "Kleine Besetzung" des GBO, die sich ausschließlich dem Jazz widmete.
"Charly", wie ihn alle nannten, hatte bereits ein seiner Marburger Studentenzeit eine sehr erfolgreiche und weithin
bekannte Jazz-Band. Nun etablierte sich der Jazz auch in Bad Hersfeld, allerdings oft verbunden mit heftigem
Widerstand gegen diese ungewohnte Musik. Bald war die Band bekannt, und sie gewann bei Jazz-Festivals dreimal
hintereinander den 1. Preis.
Ende der sechziger Jahre beschloß der Kapellenrat, eine Big-Band, bestehend aus den besten ehemaligen Mitgliedern
des GBO, zu gründen. Man gab isch den Namen "Oldtimer". 1973 wurde eine Schallplatte produziert, das erste
Tondokument des musikalischen Schullebens in Bad Hersfeld. Das Vorbild Dr. Brenchers war eine Big-Band im Stile
Stan Kentons. 1975 bestand die Band aus acht Saxophonen, neun Trompeten, fünf Posaunen, drei Bässen, zwei
Gitarren, Piano, Orgel, Vibraphon, Percussion und zwei Schlagzeugern.
Das GBO war als Marschkapelle inzwischen eine feste Größe im Schulleben geworden und hatte mehr als 100 Mitglieder.
Man spielte bei Hessentagen, zur Einweihung der Modellschule Obersberg, bei den Lullusfesten.
Mit der Pensionierung Dr. Brenchers im Jahre 1976 schien dies alles in Frage gestellt. Bis der neue Musiklehrer, Hubert
Manych, das GBO übernahm, wurde es von mir geleitet, erstmals bei der Verabschiedung Dr. Brenchers.
Durch die reformierte Oberstufe und die Umstrukturierung der Schule zum Oberstufengymnasium konnte nun im GBO
der Nachwuchs nicht mehr so gezielt aufgebaut werden wie zu Zeiten der Alten Klosterschule. Hubert Manych machte
aus der Not eine Tugend und wandelte die Marschkapelle in eine Big-Band um, als die sie noch heute existiert. 1979
wurde eine Schallplatte im schuleigenen kleinen Studio aufgenommen, die den damaligen Standard dokumentiert.
Seit 1984 habe ich die Leitung des GBO übernommen. Zahlreiche Auftritte und Konzerte (u.a. im ZDF-Sonntagskonzert,
in der Sendung"Stadtbummel" der Deutschen Welle, Aufnahmen mit dem Hessischen Rundfunk, bei Hessentagen oder
als hessischer Repräsentant beim Tag der deutschen Einheit 1991 in Hamburg) zeigen, daß das GBO erfolgreich musiziert.
Derartige Aktivitäten sind Ansporn für jüngere Schüler, im GBO mitzuspielen. Nur so kann die ständige Fluktuation
aufgefangen, können Schülerinnen und Schüler, die nach dem Abitur ausscheiden, ersetzt werden.
Das Repertoire umfaßt klassische Swing-Titel von Duke Ellington, Benny Goodman und Count Basie, aber auch Moderne
Big-Band-Standards von Herbie Hancock oder Joe Zawinul sowie Rock- und Poptitel in Big-Band-Arrangements von Stevie
Wonder oder Michael Jackson. Aus der GBO-Big-Band entwickeln sich immer wieder kleinere Besetzungen, z.B. ein
Saxophon-Ensemle bzw. ein Blechbläserkreis, die wesentlichen Anteil am Musikleben der Schule haben und sie oft nach
außen repräsentieren.
Die Leitung der "Oldtimer" hatte ich bereits 1982 übernommen. Ein Jahr später starb Dr. Brencher. Zu seinem fünften
Todestag veranstalteten die "Oldtimer" ein Konzert an seiner ehemaligen Wirkungsstätte, in der Aula der ehemaligen
"Alten Klosterschule". Jedes Jahr kommen die "Oldtimer" aus ganz Deutschland zu vier bis fünf Proben und auf einem
Probenwochenende zusammen, um alte Stücke aufzufrischen bzw. neue zu lernen, die traditionell auf dem alljährlichen
Abitur-Ball zum besten gegeben werden.
Die vorliegende CD ist dem Gedenken Dr. Charly Brenchers gewidmet. Viele "Oldtimer" und insbesondere ich selbst zehren
noch heute von dem, was sie bei Charly gelernt haben.
Helgo Hahn
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